Experiment in unbewohnten Räumen

Schaufenster

Frankenpost, 11.07.2016

von Andrea Herdegen

Wunsiedel Das Stück spielt in einer Stadt, die „aufgrund laufender Konsolidierungsmaßnahmen namentlich und örtlich nicht näher bestimmt wird“. Häuser, Geschäfte, Gaststätten, Keller stehen leer. Es wimmelt von Wesen, die hier schon länger verweilen. Warten. Ganz eingestaubt sind sie, ihr Blick ausdruckslos. Dann tritt ein smarter Immobilienmakler ins Geschehen. Mit markigen Worten preist er das Projekt „about edeltraut“. Plötzlich ist alles anders: Traumvisionen transformieren den Ist-Zustand in den Wunsch-Zustand. Die Figuren spüren, dass sie miteinander etwas ändern können. Die Lethargie hinter sich lassen können. Im Laufe des Geschehens werden sie immer lebendiger.

Das Stationentheater „about edeltraut – Biete Leerstand, suche Füllstand“ der Jungen Luisenburg hat am 20. Juli Premiere. Auch Regisseurin Anna Spitzbart hat eine Vision: Sie möchte mit dem ungewöhnlichen Stück eine Bürgerbühne starten. „Der Name Junge Luisenburg soll für etwas Eigenes stehen. Es soll ein recherchebasiertes, partizipatives Theaterformat aus Profis und Wunsiedler Bürgern werden“, sagt sie. Bei „about edeltraut“ spielen an der Seite der Luisenburg-Darsteller Laura Puscheck und Johann Anzenberger acht Laien-Schauspieler im Alter zwischen 14 und 50 Jahren, darunter vier Flüchtlinge aus Syrien.

Für das ambitionierte Stück wurden „abgefahrene Spielstätten“ in Wunsiedel ausgesucht: das leerstehende Ladenlokal des ehemaligen Schlecker-Marktes, ein alter Bierkeller, zu dem es über hohe Steinstufen hinab geht, sowie ein Platz vor einem alten Wirtshaus. Die Besucher, nur 35 finden jeweils Platz, bewegen sich mit den Schauspielern von Station zu Station.

Das Stück verfolgt einen Traum: dass die Menschen sich ihre Stadt zurückerobern, sich leer stehender Gebäude annehmen und sie erneut mit Leben füllen. „Möglichst alle Bürger sollten dabei sein. Und nicht dem hinterherweinen, was früher einmal war“, sagt Spitzbart, die seit zwei Jahren als Theaterpädagogin der Luisenburg-Festspiele arbeitet.

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